Muss Supervision so diffus bleiben?

04. August 2022

Trotz vieler Definitionen von Supervision bleibt die Tätigkeit – das Handwerk – oft weniger klar als z.B. beim Coaching. Das muss es nicht…

Supervision – für manche eine altbekannte Tätigkeit oder gar ein Beruf. Und dazu scheint Supervision mehr und mehr vom Coaching abgelöst worden zu sein. Ist jeder Coach automatisch eine Supervisorin? Oder ist es selbstverständlich, dass jeder Supervisor ebenso ein Meister des Coachings ist?

Es gibt in der Tat Überschneidungen der beiden Tätigkeiten bzw. Berufe – vielleicht so wie der Zimmermann und der Möbelschreiner: Beide verstehen das Arbeiten mit Holz und trotzdem unterscheiden sich ihre Tätigkeiten zeitweise sehr deutlich. Oder würden Sie Ihr Blockhaus tatsächlich von einem Möbelschreiner bauen lassen?

Unter Supervision verstehen wir als 4progress (Definition):

«Supervision ist ein auf Beruf und Person bezogener Reflexionsprozess über Anliegen der Person, der Organisation, der Beziehungen und der Aufgaben mit dem Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, damit der Supervisand seine Selbststeuerungskompetenz entwickeln und Lernprozesse selbstständig initiieren kann.»

Zugegeben: Unsere Definition ist nicht die einzig Richtige, es gibt noch zahlreiche weitere. Selbst wenn es Einigung gibt über die Definition von Supervision, ist damit noch nicht geklärt, wie Supervision konkret praktiziert wird. Es reicht unseres Erachtens nicht, einfach zu postulieren, dass Super-Vision heisst, sich Überblick zu verschaffen, bzw. dem Supervisanden zu helfen, damit dieser mehr Übersicht erhält.

Wenn Supervision im Wesentlichen Reflexionsarbeit beinhaltet, dann braucht es dazu eine passende Landkarte, die es möglich macht, die Supervisionstätigkeit zu konzeptualisieren. In der letzten Supervisionsausbildung haben wir das erste Mal das «Seven Eyes»-Konzept für die Supervision vorgestellt. Sie umfasst:

  • Fokus auf das System des Beteiligten meines Klienten.
  • Fokus auf das System meines Klienten.
  • Fokus auf die Beziehung zwischen meinem Klienten und seinem Beteiligten.
  • Fokus auf die inneren Prozessen bei meinem Klienten in besagter Situation mit seinem Beteiligten.
  • Fokus auf die Beziehung zwischen meinem Klienten und mir als Supervisorin.
  • Fokus auf meine inneren Prozesse während dieser Supervision.
  • Fokus auf den weiteren Kontext.

Das Spannendste an diesem Konzept ist die (erstmalige?) konsequente Verbindung von psychoanalytischen und systemischen Konzepten zu einem grösseren Ganzen. Wir haben das Konzept erweitert und so für die konkrete Supervisionstätigkeit zugänglicher gemacht. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Perspektiven für die Betrachtung der konkreten Situation erweitern sich dadurch deutlich. Das macht es zwar anfänglich etwas komplizierter, vergrössert aber den Horizont bedeutend.

Wir freuen uns sehr, dieses erweiterte und in der Praxis bewährte Konzept im Rahmen der nächsten Supervisionsausbildung – oder auf Anfrage als 2-tägige Weiterbildung – den angehenden Supervisorinnen wieder an die Hand zu geben.

Es ist vielleicht wie in einem Amphitheater: Erst durch den Wechsel der Position sieht man «Dinge» auf der Bühne unten, die einem vorher gar nicht auffallen konnten. Supervision heisst deshalb nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Breite immer wieder den Platz zu wechseln. Und so betrachtet wird das Handwerk der Supervision klarer – und dies hilft nicht nur der Supervisor/in, sondern auch dem suchenden Supervisanden.

Selber das Handwerk des Supervidierens erlernen und dabei in die professionelle Rolle der Supervisorin / des Supervisors hineinwachsen – das wär’s doch, oder? Als Coach, Berater/in, Therapeut/in in die Welt der Supervision eintauchen und unter anderm das Seven-Eye Reflexionswerkzeug vertieft anwenden lernen – das und einiges mehr bieten wir Ihnen in der Supervisionsausbildung von 4progress an.

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