Ich will «Life-Coaching» anbieten.

15. Dezember 2020

Manche Coaches werden heute z.T. für Themen angefragt, die breiter und tiefer gehen als das, was sie in ihrer klassischen Coachingausbildung gelernt haben und in der Praxis unter Beweis gestellt haben. Kann ich? Soll ich? Muss ich? Darf ich? Keine leichte Fragen…

Gerade die Geschichte des Begriffs Coaching beschreibt einen Weg der Fokussierung von einer allgemeinen Lebensberatung zu einer immer mehr berufsfokussierten Beratung für Führungskräfte. Mit dem neueren Aufkommen des Begriffs «Life-Coaching» im deutschsprachigen Raum nach der Jahrtausendwende wird dieser ziemlich unterschiedlich verwendet. Die bis anhin bekannte «Lebensberatung» wird vielerorts umetikettiert in «Life-Coaching» und umfasst inhaltlich fast alles, was zum Leben gehören kann. Dies hat zur Folge, dass die berufsbezogene Sicht dabei mehr und mehr in den Hintergrund gerät. Für Firmen wie für Führungskräfte geht es im Wesentlichen darum, eine Beratungsform zu nutzen, die den Coachee in seiner Aufgabe weiterbringt. Es geht darum, dass die Bedeutung der Arbeit für das Leben des Coachee angemessen berücksichtigt wird so dass die im «… Coaching eingebrachten Arbeitsthemen als Lebensthemen» (Buer & Schmidt-Lellek, Life-Coaching, 2008) behandelt werden. Mit diesem ganzen Blick auf den Menschen bewegt sich der Coach in «grosse Nähe zu Philosophischen Praktikern» (Stölzel, Fragen – Lösen – Fragen, 2014).

Den «Berufsmenschen» im engeren Sinne gibt es bekanntlich nicht – es gibt aber den Menschen mit unterschiedlichsten Rollen und deren Lebenskontexten. Weil jeder Mensch etliche Rollen innehat, können in den diversen Rollen andere, durchaus sich widersprechende Ansprüche und Entgegenkommen des Menschen, sichtbar werden. Umgekehrt tritt hinter jeder dieser (sozialen) Rolle aber trotzdem nur ein und derselbe Mensch vor. So steckt hinter jeder Berufsperson ein Mensch, der sich seinem Beruf entsprechend zeigt und vielleicht heute vermehrt darin sein Leben sucht. Die zunehmend geforderte Vereinbarkeit von Berufsleben und Privatleben lässt den Fokus auf die Wechselwirkung von Beruf und der dahinterstehenden Person wohl weiter verstärken. Die Hamburger Unternehmensberaterin Carmen Schön bringt es auf den Punkt, wenn Sie in Bezug auf die Generation Y schreibt: «… heute wollen die Menschen mehr: Arbeiten und erfolgreich sein, aber auch Freizeit haben, sich entwickeln, im Beruf Sinn finden und Familienleben bewerkstelligen.» Vielleicht ist dieser Anspruch längst nicht mehr nur der der Generation Y…

Kurz – soll der Coachee in seinem Berufsleben ernst genommen werden, so setzt dies voraus, ihn als ganzen Menschen zu sehen.

Coaching als erfolgreiches Beratungsformat für die Unterstützung von hauptsächlich Führungspersonen ist an der Schwelle einer qualitativen Entwicklungsbarriere. Nicht nur die zunehmende Grenzverwischung zwischen Beruf und Freizeit, sondern die zunehmend daraus erwachsenden Anforderungen ans Leben verlangen vom Coach die Ausdehnung seines Blickes auf den Menschen als Ganzes. Die sogenannten Arbeitsthemen des Coachee müssen so vermehrt im Kontext seines ganzen Lebens betrachtet werden. Das Reflektieren der Wechselwirkungen von Beruf und Freizeit zielt auf die Gestaltung eines ausgeglichenen Lebens.  Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass in auffallend vielen Büchern und Artikeln zu Life-Coaching das Thema «Work-Life-Balance» auftaucht. Life-Coaching zielt auf ein tragfähiges Miteinander von Beruf und Freizeit. Dies erweist sich in Lösungen, die den Coachee nicht nur besser «funktionieren» lässt im Berufsalltag, sondern die dem Leben als Ganzes mehr Leben einhauchen.

Als erstes EASC-Institut haben bieten wir nun für praktizierende Coaches, Supervisoren und Menschen in beratenden Berufen eine Weiterbildung in Life-Coaching an. Durch diese Life-Coaching-Weiterbildung soll diese Entwicklungsbarriere überwunden werden, um den Coachees ein noch passenderes Coaching anbieten zu können.

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